Mit Vision und klaren Zielen

Innerhalb weniger Jahre hat dieser Betrieb den Export um das Zehnfache gesteigert – durch gezieltes Marketing und Digitalisierung. Doch zum Erfolg gehört noch ein wesentlicher Punkt.

Moritz von Soden in rotem Polohemd in der Fertigungshalle von Bornemann.
„Kunden können nur Aufträge vergeben, wenn sie wissen, dass wir Experten auf unserem Gebiet sind“, ist sich Moritz von Soden sicher. Deshalb hat er in Online-Marketing investiert und damit den Export vervielfacht.

Ein Gang durch die Produktionshallen von Bornemann Gewindetechnik in Delligsen zeigt: Dieser Betrieb beliefert Kunden in vielen Teilen der Welt. Von Norwegen bis Ägypten, von einem einzigen versandfertigen Teil bis hin zu einer ganzen Serie – hier gibt es in Sachen Gewindetechnik fast nichts, was nicht geht. „Wir stellen uns bewusst breit auf“, sagt Geschäftsführer Moritz von Soden.

Als er 2008 nach Schule und Studium in England sowie Berufserfahrungen in Asien in den Familienbetrieb seiner Schwiegereltern eingestiegen ist, lag der Exportanteil gerade mal bei fünf Prozent. Bei der Übernahme des Betriebs gemeinsam mit seiner Frau Kathrin ging es zunächst darum, die Unternehmensstruktur zu analysieren, Prozesse zu hinterfragen und an der Unternehmenskultur zu arbeiten. „Uns ging es vor allem um die zentrale Frage: Wo wollen wir hin?“, sagt Moritz von Soden.

„Es brauchte vor allem Investitionen und Mut, ins Risiko zu gehen.“ – Moritz von Soden, Geschäftsführer

Von regional zu international

Schnell wurde den Unternehmern klar, welches Potenzial in dem Familienbetrieb in nun dritter Generation steckt. „Es brauchte vor allem Investitionen und Mut, ins Risiko zu gehen“, erinnert sich von Soden. So seien Maschinen neu angeschafft und Gebäude erneuert worden. Heute kann das Team aus 53 Mitarbeitenden kleine und übergroße Teile bewegen – die Infrastruktur in den Hallen ist ausreichend vorhanden.

Aber auch einen Zeitplan für Wachstum und Expansion hat von Soden erarbeitet. Dabei stehen die Themen Digitalisierung und Marketing für ihn an oberster Stelle. Mit einem Partner zum Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) hat er die Website neu aufgesetzt und gezielt ins Online-Marketing investiert. Das brachte den Stein für immer mehr Anfragen aus dem Ausland ins Rollen. Aktuell beliefert der Betrieb alle Kontinente außer Nordamerika. Der Exportanteil liegt nun bei knapp 50 Prozent.

Die Website von Bornemann ist in 17 Sprachen verfügbar – inklusive einer KI-Assistentin, die Fragen der Nutzer beantwortet. Wettbewerber gibt es in Deutschland und Europa nur vereinzelt. Die Spindeln und Gewinde aus Delligsen werden beispielsweise in der Windkraft, der Kerntechnik, der Raumfahrt, der Erdölgewinnung und in der Medizintechnik eingesetzt.

„Automatisierung ist unser Pluspunkt“

Einen großen Vorteil für den Erfolg im Export sieht Moritz von Soden in den familiären Strukturen des Unternehmens. „Wir haben kurze Wege, können Entscheidungen schnell treffen und bleiben agil.“ Wichtig sei ihm dabei, sein Team zu befähigen, Entscheidungen selbst zu treffen. Ein Führungskreis übernimmt mittlerweile so viel Verantwortung, dass von Soden das Unternehmen mit Hochdruck strategisch weiterentwickeln kann.

Dazu gehört beispielsweise die Anschaffung einer modernen Automatisierungsanlage, die nachts vollautomatisch läuft. „Vor ihrem Einsatz wird sie so bestückt, dass sie durcharbeiten kann“, sagt der Unternehmer. Früher habe eine Person die Maschine bestückt, heute sind es durch die technische Weiterentwicklung zwei Maschinen. Zudem erleichtern die Roboter „Robert“ und „Berta“ den Mitarbeitenden in der Produktion die Arbeit. „Sie nehmen dem Team keine Arbeit weg, sondern werden dort eingesetzt, wo wiederkehrende Tätigkeiten anfallen“, erklärt von Soden. Durch die Erhöhung der Produktivität bleibe der Betrieb leistungsfähig.

„Die Roboter nehmen dem Team keine Arbeit weg, sondern werden dort eingesetzt, wo wiederkehrende Tätigkeiten anfallen.“- Moritz von Soden, Geschäftsführer

Eine Vision eint das Team

Damit das gesamte Team die Weiterentwicklung mitgestaltet, begann Anfang 2024 die Entwicklung der „Vision 2030“. „Wir haben uns vorgestellt, wie Bornemann Gewindetechnik in diesem Jahr aussehen soll“, sagt der 49-Jährige. Die Ergebnisse wurden schriftlich festgehalten und hängen nun für alle sichtbar im Eingangsbereich des Unternehmens. Aktiv gearbeitet wird an der Umsetzung der Vision täglich: In einem Konferenzraum sind einzelne Schritte jahres- und monatsweise auf bunten Klebezetteln an der Wand dokumentiert. „Das ist kein starres System – wir justieren und prüfen regelmäßig, wie wir vorankommen und wer für welche Aufgaben verantwortlich ist“, berichtet der Unternehmer.

Ein Meilenstein auf dem Weg des Betriebs in die Zukunft ist der Gewinn der Niedersächsischen Außenwirtschaftspreises. Die Steigerung des Exportanteils innerhalb von zehn Jahren und die Einbeziehung der Mitarbeitenden in die Weiterentwicklung der Firmenkultur tragen aus Sicht der Jury zu diesem Erfolg bei.

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